Aachen auf zwei Rädern

Die schönsten Radwege in und um Aachen

Vor kurzem traf ich eine Bekannte wieder, die ich seit mindestens acht Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich, seit einem Jahr autolos, schloss gerade mein Rad vor dem Literatur-Café Vers ab. „Erinnerst du dich?“, fragte die Bekannte mit einem Grinsen. „Als wir uns zuletzt gesehen haben, meintest du, Radfahren in Aachen wäre nur was für Mutige.“ 

Dass das der Vergangenheit angehört, beweist Aachen mittlerweile nicht nur mit neuen Radwegen, Fahrradstraßen, Radvorrangrouten und generell einer guten, praktischen Infrastruktur für Radelnde, sondern auch mit einem Sonderpreis des ADFC für besonders gutes "Miteinander im Verkehr". 

Aber nicht nur auf meinen alltäglichen Wegen in Aachen ist das Fahrrad mein Verkehrsmittel der Wahl – um Aachen herum wartet jede Richtung mit Vielseitigkeit auf. Ob im Mergelland des Dreiländerecks im Westen, im „Öcher Bösch“ und der Eifel im Süden, zwischen Halden und Industriedenkmälern im Nordosten – Aachen ist eine Großstadt im Grünen, und wer richtig durchatmen will, sollte sich ein Fahrrad schnappen und einen – oder mehrere – meiner Tipps erradeln!

- Judith C. Vogt

Aachen von allen Seiten

Grüne Wiese, Bäume und Sträucher unter blauem Himmel.
Umgeben von Bäumen befindet sich ein teichförmiges Naturbecken, das leicht mit Wasser gefüllt ist.

Einmal alles, bitte! Wer Aachen Länge mal Breite mal Höhe(nmeter) durchqueren möchte, wählt am besten die 50km lange Aachener Runde. Sie startet zentral am Dom und stattet dem gesamten Öcher Umland einen Besuch ab. Aus der Stadt heraus geht’s an Aachens größtem „Fluss“, der Wurm, entlang, gegen den Uhrzeigersinn durch die geruhsame Soers, durch das historische Örtchen Seffent und hinterm Uni-Klinikum vorbei, am Rand von Wohngebieten an der niederländischen Grenze in den Öcher Bösch, den Stadtwald im Süden, wo es auch mal steil werden kann – aber dafür mit plätschernden Bächen und zum Picknick einladenden Bachauen. Hat man den Peak überschritten, geht’s abwärts zum deutsch-belgischen Grenzübergang Köpfchen, durch die Vororte und am Haarbach entlang wieder zurück zur Wurm. 

Wer eher Lust auf eine ähnliche, aber kürzere Tour hat, dem seit der etwa 30km lange Aachener Fahrradsommer ans Herz gelegt! Die Runde beginnt im Kurpark, ist aber im Sommer 2025 mit den charakteristischen Fahrradsommerschildern ausgeschildert, sodass überall in die Route „eingestiegen“ werden kann. Auch bei dieser Tour geht es gegen den Uhrzeigersinn um Aachen herum, die charakteristischen schönen Ecken Soers, Seffent, Steppenberg sind auch hier Teil des Programms, aber die Steigung im Öcher Bösch wird ausgelassen. Dafür zeigt die Tour, warum Laurensberg Laurensberg heißt – belohnt aber nach der Schnauferei mit einer fantastischen Aussicht auf die grüne Großstadt Aachen mit Lousberg, Kirchturmspitzen und vielen Bäumen. Zudem führt diese Route am Freibad Hangeweiher vorbei, also bei schönem Wetter einfach Badesachen einpacken! 

Tipps für unterwegs:

🧺 Bei der großen Runde am besten ein Picknick einpacken und im Öcher Bösch vertilgen – zum Beispiel an den Zyklopensteinen!

⛲ Ein bisschen versteckt hinter den alten Häusern und Höfen von Seffent liegen die Sieben Quellen, die dem Ort den Namen gegeben haben und mit flachen Quellbecken zu einer erfrischenden Pause einladen!

🤤 Die Fahrradsommer-Runde bietet etwa ab dem Freibad kulinarische Auswahl: zum Beispiel Pizza beim kleinen Gold of Naples an der Eupener Straße oder Kuchen in Burtscheid beim Café Lammerskötter oder in der Beverau bei Café Liège @Goldjunge!

Früher Schienen, heute Radweg - Part 1

Auf einen breiten Bach zwischen Bäumen scheint die Sonne.
Torbogen zwischen zwei steinernen Türmen unter blauem Himmel.

Bahntrassenradwege sind der reine Luxus! Sie sind für den Schienenverkehr einst so ausgetüftelt worden, dass sich die Steigung in Grenzen hält, ebenso die Querungen mit dem Autoverkehr. Umgebaut zu Radwegen machen sie Orte, die man ansonsten eher mit dem Auto angesteuert hätte, plötzlich erreichbar. So auch Jülich, von den Römern als vicus an der Rur gegründet. 

Auch der Bahntrassenradweg Aachen – Jülichhin und zurück je 32 km und mit kleiner orange-blauer Plakette beschildert –, beginnt in der Innenstadt, führt über einen frisch ausgebauten Radweg ganz gemächlich nach Würselen und von dort aus durch eine Landschaft, die von Industrie geprägt ist, aber heute vor allem: grün! Einst transportierte die Bahn Kohle von den Alsdorfer Gruben, jetzt radelt es sich entspannt an Halden und alten Bahnüberbleibseln entlang. In Jülich locken die kleinen Cafés und Restaurants in der Altstadt. Wer noch Energie übrig hat, kann den Brückenkopfpark oder die älteste Zitadellenfestung nördlich der Alpen besuchen. Der Rückweg erfolgt entweder einfach in die entgegengesetzte Richtung – oder mit Rurtalbahn und Regionalexpress per Zug!

Tipps für unterwegs:

🪧An mehreren Stellen besteht die Gefahr, einfach weiterzuradeln, obwohl der Radweg abbiegt – Augen auf vor allem in Würselen und Aldenhoven!

🤤 Unterwegs gibt es nicht viele Optionen zum Einkehren, aber in Jülich lockt zum Beispiel das Schwan Bauernhofcafé.

Früher Schienen, heute Radweg - Part 2

Eine Person fährt auf ihrem Fahrrad auf einem geteerten Weg neben einem Grünstreifen mit alten Bahnschienen und Bäumen.
An einem geteerten Weg steht eine Infotafel mit der Aufschrift "Vennbahn", mehrere abgestellte Fahrräder und ein kleines Häuschen als Unterschlupf.

Schon gewusst? Einer der schönsten und längsten Bahntrassenradwege Europas startet in Aachen! Die Vennbahn. Über ein Jahrhundert lang verband die Bahnstrecke Aachen mit dem Norden Luxemburgs, genauer: mit Troisvierges. Der Vennbahnweg führt komfortabel ausgebaut und ohne Komplikationen und Irrwege in die Eifel und Ardennen und gehört zum vollständig autofreien Ravel-Radwegprogramm der belgischen Wallonie. Ich wohne ganz in der Nähe des Vennbahnwegs und liebe ihn – um alltäglich darauf Richtung Innenstadt zu radeln, aber auch, um in der Freizeit den Weg in die Eifel einzuschlagen, mit gemächlicher Steigung und an zahlreichen zum Verweilen lockenden Einkehrmöglichkeiten vorbei bis hinauf ins Hochmoor des Hohen Venns
Wer die gesamte Vennbahn radeln möchte, sollte mindestens einmal übernachten – wer Lust auf eine an Naturerlebnissen reiche Tagestour hat, kann von Aachen aus einfach so weit fahren, wie gewünscht und dann – größtenteils bergab – zurückrollen. 
 

Tipps für unterwegs:


🥵 Für ungeübte Radelnde: Den Fahrradbus nach Monschau nehmen, erst die Altstadt erkunden und den Vennbahnweg Monschau – Aachen fahren – dann geht die Steigung nur abwärts!
🤤 Am Anfang des Vennbahnwegs tummeln sich die Einkehrgelegenheiten nur so – ob an den ehemaligen Bahnhöfen in Brand, Kornelimünster und Raeren oder bei der Kaffeefee in Roetgen. Ab Roetgen geht’s durchs Hohe Venn, es wird einsamer und urwüchsiger – entweder ein Picknick für eine der zahlreichen ansehnlich „verrosteten“ Hütten mitnehmen oder den Hunger für die Monschauer Cafés und Restaurants aufsparen, wenn die Kondition bis dorthin reicht!
📷 Einer meiner liebsten Orte in Aachen ist der Rollefbach-Viadukt zwischen Brand und Kornelimünster. Wer dort ankommt, weiß, warum.