Burtscheid – Aachens Kurviertel mit Charme und urbanem Esprit
„Neugier ist mein Kompass in der Stadt – und darüber hinaus.“
Mit diesem Gefühl bin ich losgegangen. Wer kennt es? Ein Gefühl, zu Hause und doch fremd zu sein. Es ist ein Gefühl der Fremde mit einer wunderbar positiven Nuance, gehüllt in Neugierde, mit einer Note des Staunens. Diese brillante Mixtur hat mich als Aachenerin mit offenen Augen an einem Samstagnachmittag durch Burtscheid geführt. Final saß ich allein – nicht einsam – im Sonnenschein, einen Kaffee genießend, mein Travelgeist dabei voller schöner Impressionen.
Burtscheid. Ein Stadtteil außerhalb der Innenstadt …
…und doch so sehr am Puls des Lebens. Wer Aachen in anderer Facette kennenlernen will, sollte unbedingt durch Burtscheid – nur ca. zehn Minuten zu Fuß von der Innenstadt entfernt - schlendern. Wie auch das Frankenberger Viertel, hat dieser Stadtteil einen eigenen Spirit: Er ist ein Mix einiger sich anziehender Dinge. Heißes Heilwasser trifft kaltes Wasser. Kaffeekultur trifft stylisch urbane Cafékultur, Historie trifft auf Moderne, Barock auf Kurgeschichte, Natur auf Architektur. Klingt interessant? Ist es auch.
O'FRÀ Pizzabar
Meinen Spaziergang beginne ich aus Richtung Bahnhof kommend, vorbei an einer meiner Lieblings-Bars. Sie ist keine klassische Bar für einen Drink, nein, sie ist eine Pizzabar. O'FRÀ lädt zum Verweilen und Genießen ein, denn Pizza ist Liebe, so deren Philosophie. Antipasti und Drinks sind auch ein Genuss!
Kurpark
Ich spaziere in den Kurpark. Nicht ein Kurpark aus der vergangenen Zeit, nein, auch heute ist Burtscheid ein Kurort. Burtscheid sprudelt vor Leben – im wahrsten Sinne des Wortes. Unter dem Stadtteil liegen einige der heißesten Thermalquellen Mitteleuropas, die schon die Römer für ihre Badehäuser nutzten. Das Wasser kommt mit bis zu 74 Grad Celsius an die Oberfläche – perfekt für die Kur, den Rücken und so vieles mehr.
Ich bin fasziniert von der so schön angelegten Natur des Kurparks, in die ein Springbrunnen, Bänke, Spazierwege, Beete, Wiesen und die Rosenquelle harmonisch eingebettet sind. Es weht immer noch ein Hauch von Belle Époque durch die Luft.
Faszinierende Bauwerke
Die Kirche Sankt Michael zieht mich magisch an, nicht zuletzt, weil der Weg auf die Anhöhe eine Treppe ist und Treppen mich schon immer fasziniert haben. Die Kirche thront oberhalb Burtscheids, der Blick nach unten und auf Häuser aus unterschiedlichsten Epochen ist faszinierend. Mein Weg zum Burtscheider Markt führt vom Hauptportal der Kirche einen uralt treppenartig angelegten Weg hinab und ich frage mich, was diese Steine schon alles erlebt haben.
Meine Neugierde führt mich etwas seitlich des Marktes entlang. Ich bin fasziniert von beeindruckenden Fassaden und Toreingängen.
Ich werde angezogen von einer unglaublich schmalen Straße. So gebaut, wie wir diese aus Altstädten im tiefsten Süden kennen, um möglichst wenig Sonne einzulassen. Meine Neugierde stoppt mich und ich entdecke das Straßenschild "Kaltbachgässchen", benannt nach einem kalten Bach (um die 11 Grad), der dort unterirdisch entlangläuft und im Tal außerhalb Burtscheids endet. Welch ein Gegensatz zu den in Burtscheid sprießenden heißen Quellen, die nur wenige Meter entfernt in einem Brunnen sprudeln.
Urbanes Flair trifft Bilderbuchatmosphäre
Der Burtscheider Markt – ein Platz und eine Fußgängerzone, in der das Leben pulsiert. Kinder, Kurgäste, Business-Menschen, Rentner, Studierende, Einkaufende und rumwirbelnde Menschen sind präsent. Wirklich präsent, es wird nicht einfach „durchgelaufen“, es wird bewusst eingekauft, bewusst ein Kaffee genossen, bewusst geredet. Eine feine Aura kann ich spüren.
Urbane Kaffeekultur zieht mich überall an und so werde ich von Leni's angezogen. Ein Café mit eigener Rösterei und entsprechend köstlichen Kaffeespezialitäten, mit Leckereien wie Frühstück und Kuchen, aber auch dem Verkauf von Kaffeebohnen und stylischen Tassen des eigenen Labels.
Einige Meter weiter gelegen ist die Traditionskonditorei Lammerskötter in gleich zweifacher Ausführung als Geschäft und Café mit schöner Außenterrasse, köstlichen Printen, Pralinen, Kuchen und herzhaften Speisen. Ein Gaumengenuss, auch zum Mitnehmen, denn die Öcher Printe schmeckt bekanntlich das ganze Jahr.
Freitags ist Bummeln mit allen Sinnen auf dem Wochenmarkt möglich. Gemüse, Obst, Brot, Käse, Kaffee, Blumen. Einfach ein bunter Mix für den Alltagsbedarf und doch ein Luxusgut, in solch schönem Ambiente auf dem Burtscheider Markt einkaufen zu können. „Verweile doch, du Augenblick“ – ein für mich so wunderbar passendes Zitat.
Fassadenbummel
Urbanes Flair hat immer so viele Facetten. Cafés, kleine Grünflächen, Bänke und schöne Läden gehören für mich dazu. Und davon hat Burtscheid einiges zu bieten. Es gibt aber auch noch die Facette des Lebens vor Ort, die sich für mich in den Fassaden der Häuser spiegelt. Und so schlendere ich durch die Nebenstraßen Burtscheids, schaue in die Höhe, kann nicht genug bekommen.
Burtscheid – ein Stadtteil zum Verlieben und Bleiben.
Die Mischung aus urbanem Flair und fast dörflicher Atmosphäre verbreitet einen besonderen Charme.
„Every new place is a page in a book I’m writing”, so denke ich, mit meinem Kaffee in der Hand am Burtscheider Markt sitzend.
- Katja Esser