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Alle reden von Künstlicher Intelligenz. Tech-Konzerne und Regierungen pumpen Milliarden in die verheißungsvolle Schlüsseltechnologie der Zukunft. Praktisch alle Bereiche menschlichen Lebens soll sie revolutionieren. Dabei ist die Idee im Kern nicht neu: Schon 1816 ließ Mary Shelley ihren Schweizer Wissenschaftler Victor Frankenstein eine künstliche Intelligenz erschaffen – sein berühmtes Monster irrt seit gut 200 Jahren durch die Pop-Kultur. Wie heutige »Large Language Models« (z.B. ChatGPT) lernt es durch Beobachtung und Nachahmung. Seine tollpatschige Brutalität berührt und erschreckt uns, so wie KI zugleich Euphorie und Endzeitangst provoziert. Doch was, wenn diese beiden Reaktionsmuster gar kein Widerspruch wären: Steht am Ursprung der Erfindungslust vielleicht die Sehnsucht nach der Selbstabschaffung? Ersetzen wir uns willentlich durch eine neue, bessere Daseinsform – vernünftiger und weniger zerstörerisch als die ausgediente Spezies Mensch? In seiner spielerischen Neuinterpretation verbindet Regisseur Tristan Linder Mary Shelleys Klassiker mit aktuellen technologischen Debatten, unter Einsatz ebenjener Tools, die zugleich Thema sind. Ein Theaterabend zwischen Science-Fiction und Schöpfungsmythos, zwischen Hoffen und Fürchten.